Natürlich gleicht so manches in Essaouiras Medina im Süden Marokkos dem, was man auch in den Medinas anderer traditionsreicher Städte Marokkos sieht. Es gibt die für Medinas typischen Märkte. Man trifft auf Karrenschieber, Färber und Kunsthandwerker. Und dennoch gibt es gut sichtbare Unterschiede zu anderen Medinas. Die seit 2001 zum UNSECO Weltkulturerbe gehörende Medina von Essaouira weist in ihrem Grundriss deutliche europäische Einflüsse auf. Kein Wunder: Größere Teile entstanden nach den Plänen eines französischen Architekten.
Was Essaouiras Medina so besonders macht
Eine erste menschliche Siedlung der Phönizier entstand am Standort des heutigen Essaouira nachweislich bereits einige Jahrhunderte vor Christus. Viele Jahre lang hieß die Stadt Mogador, bevor sie nach der Unabhängigkeit Marokkos in Essaouira umbenannt wurde. Im Gegensatz zu den Medinas vieler anderer großer und bedeutender Städte Marokkos ist die von Essaouira symmetrisch angelegt. Sie entstand im 18. Jahrhundert. Der damalige Sultan, Mohammed ben Abdellah hatte rund ums Jahr 1765 ehrgeizige Pläne und wollte die Stadt zum größten Seehafen Marokkos ausbauen. Mit den Plänen für Hafen und Medina beauftragte er den Franzosen Théodore Cornus und so entstand eine Medina mit eher europäischen, quadratisch verlaufenden Gassen, die für marokkanische Medinas untypisch sind. Die UNSECO drückt das bei der Begründung des Status der Medina als Weltkulturerbe so aus:
Essaouira ist ein herausragendes und bestens erhaltenes Beispiel einer befestigten Seehafenstadt aus der Mitte des 18ten Jahrhunderts mit einem starken europäischen Einfluss, der in ein nordafrikanisches Umfeld überführt wurde.“ (Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/753)
Bis heute ist die Medina mit ihren fünf Stadttoren komplett von einer Stadtmauer umgeben und erinnert an eine Stadt, die in der Geschichte Marokkos tatsächlich einmal als Handelsstadt einen gewaltigen Aufschwung erlebt hat. Den zeitweiligen Abschwung gab es allerdings auch.
Der Reiz, der die Künstler lockt
Es gab mehrere Gründe für den Abwärtstrend, dem Essaouira im 20 Jahrhundert ausgesetzt war. Einer dieser Gründe war ein neu gebauter Hafen in Casablanca. Begüterte Kaufleute sowie Botschafter zogen aus der Stadt fort. Später gingen viele Juden fort und zogen ins neu gegründete Israel. Irgendwann ging es dann aber wieder aufwärts mit Essaouira. Irrtümlicherweise erklärten viele Menschen die Stadt zu dem Ort, an dem Jimi Hendrix zu seinem Song „Castels made of Sand“ inspiriert wurde, schrieb der Schriftsteller Christoph Braendle 2008 in der Onlineausgabe der Zeitung „Die Welt“. Das Gerücht zog Hippies an, Künstler kamen nach Essaouira, ebenso Schriftsteller, Maler und Musiker, sodass die Stadt heute bisweilen auch als Künstlerstadt bezeichnet wird. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Rabat und Essaouira
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